Lukas Marxt
Screening
Samstag, 11.06.22
21.00 Uhr
AT 2013 | 7 min 20
Eine statische Einstellung zeigt den Ausschnitt einer Landschaft, eine ruhige Wasseroberfläche vor einem Berg. Von rechts kommt ein Motorboot ins Bild, es folgt den Instruktionen über Funk und zeichnet eine Spirale ins Wasser. Dann fährt das Boot nach links und wieder aus dem Bild, nur die Spur, die es hinterlässt, bleibt noch eine Weile sichtbar.
Reign of Silence ist die Aufzeichnung eines menschlichen Eingriffs in die Natur. Als ästhetisches Material und künstlerisches Medium nutzt Lukas Marxt eine karge, unberührte, auf seltsame Weise unwirkliche Landschaft, in der der Mensch eigentlich nicht vorgesehen ist. In diesem reduzierten Setting spielt er mit der Faszination einer selbsttätigen Natur, die durch seinen ästhetischen Zugriff sichtbar wird, mit der sich ständig verändernden Beziehung zwischen Mensch, Umgebung und Wasser, mit Prozessen der Zeitlichkeit und der Wahrnehmung.
Der konzeptuelle Bezug zur Land Art liegt nahe, ebenso wie der zu Robert Smithsons ikonischer Spiral Jetty, der sich durchaus auch ironisch lesen lässt. Doch Reign of Silence ist mehr als eine Art filmische Erinnerung an einen vergänglichen Moment. Die Aufzeichnung dokumentiert nicht nur, vielmehr legt sich das filmische Bild als zweites künstlerisches Medium wie eine Folie über diese Landschaft, verweist über sie hinaus und erweitert die Perspektive. Marxt sucht eine Dimension der Wahrnehmung, die nicht nur eine Reaktion auf die Natur als Schauspiel, sondern auch auf die Bedingungen ihrer Abbildung fordert und findet dafür eine konzentrierte und gleichzeitig spielerische Form. Bis alles endet, wie es begonnen hat - mit der Ansicht einer ruhigen, ungestörten Wasseroberfläche und in der Stille, mit einer Form, die zu sich selbst zurückfindet und doch in eine andere übergegangen ist. (Barbara Pichler)
Ein Landschaftspanorama mit Gebirgszug und Gewässer, ein kleines Boot und eine über Funk übermittelte Handlungsanweisung - daraus generiert Lukas Marxt in Reign of Silence ein Bild, das die Bedingungen seiner Erzeugung ausstellt. Ein "water work", das man durchaus in Land-Art-Traditionen stellen kann. Reign of Silence und sein Zwillingsfilm High Tide, Preisträger in der Kategorie "Innovativer Film", lassen sich auch als Beleg für die Verschränkung der Gattungen sehen: Im "Innovativen Film" bestätigten nicht nur die Beiträge von Marxt die Tendenz, von reinen Abstraktionen abzugehen, viele Arbeiten haben im Kern auch dokumentarischen Charakter. (Dominik Kamalzahed & Isabella Reicher, In: DER STANDARD, 24.3.2014)
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