Chris Haring und Mara Mattuschka
Filmmatinee
Sonntag, 12.06.22
10.30 – 12.30 Uhr
Notes
Eva-Marie Hanser
Talk
Mara Mattuschka
AT 2013 | 80 min
Am Stadtrand, nach den Industrieparks, unweit vom Fluss und inmitten eines Waldes: ein Etablissement mit Nasszelle, Hühnerstall, Gewerbeküche und psychotropen Räumen. Dort sind Körper, die tanzen, sich langweilen, umschlingen und trösten. Manchmal spielt es Surf Rock, Mobster kommen mit der Limousine und eine bepelzte Entität mit Fernglas oberserviert das Gelände, während die Wörter p-perforieren und sich Stimmen an Körper klammern. Verschiedene Weisen zu sprechen, zu begehren und zu schweigen, and I’m part of the nature machine, and this is perfection. (Eva-Marie Hanser)
Gleich nach der berichteten Vertreibung aus dem Test-Garten, den die Firma “E.D.E.N.” (Emergent Design of Evolving Nature) für diesen Prototyp eingerichtet hat, fanden sich diese zwar sehr gut aussehenden, jedoch auch reichlich idiotischen, zudem nur sehr leicht bekleideten Pubertierenden des Seins einer sehr rauen Umgebung ausgesetzt.
Dort trachteten viele verschiedene Bestien danach, sie zu fressen. Wenn schon nicht im Fleisch so doch zumindest in Form der Ausbeutung ihrer körperlichen und sexuellen Eigenschaften.
Daher ergibt sich entlang des gleitenden Signifikanten P, der in jenem Englisch, das eine hochmotivierte Sex- und Tanzarbeiterin aus Polen sich einzulernen sucht, diese logische oder evolutionäre Kette: Penis, Pussy, Paradise, Punishment, Prostitution, Production.
Well put, sister!
Und dann ist es doch plötzlich wieder wie bei David Lynch zuhause, vor dem ewigen roten Vorhang, der das bekannte Nichts verbirgt. Dorthin gelangt man durch einen engen, dunkelroten Korridor wie auf einem wirklich schlechten Trip. In dieser innersten Herzkammer der enttäuschten Sehnsüchte, die doch nicht sterben wollen zu dieser stehenden frühmorgendlichen Stunde, da, wo es immer 4 Uhr früh bleibt und alle Gläser, kaum geleert, sich doch wieder füllen, unter den gleichmütigen Blicken eines schweigsamen Fauns, da also sitzt der empfindsame russische Mafioso und lauscht einem Lied, das erschreckend nach Säugling klingt. Es fließen kindische, giftig sentimentale Tränen. Wird hier denn niemand je erwachsen? Nein, sicher nicht. Denn hier steht die Zeit still, und Alter frisst Jugend, und Jugend schreit immerzu gierig nach – Speck! (Katherina Zakravsky/ZAK RA)
In einem okkupierten Etablissement – einer Art selbstdefinierten Subkosmos der Realität – vollzieht sich eine körperbetonte Suche nach Lust und Erfüllung. Frauen und Männer tanzen, begehren und interagieren, ihr perfekt choreografiertes Körperspiel wird zur symbiotischen Verlängerung eines exzessiv hedonistischen Unterbewusstseins. Dazwischen: Ein Mafiaboss, der das Lokal zu übernehmen trachtet und den Sinn des Lebens findet. Ein traumhaft-hypnotischer Spielfilm. Utopisch realistisch. (Diagonale Katalog)
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