Martin Arnold
Screening
Sonntag, 09.06.2024
11.00 Uhr
(AT 1993 | 12 min)
In seiner Found-Footage-Trilogie „pièce touchée“ (1989), „passage à l’acte“ (1993) und „Alone. Life Wastes Andy Hardy“ (1998) manipuliert Arnold im ständigen Vor- und Rücklauf kurze Bildfolgen aus verschiedenen Hollywoodfilmen und bricht damit Einstellungen, Sequenzen und ganze Szenen in vibrierenden, kleinen Exzessen auf.
PASSAGE Á L'ACTE lässt eine einfache Frühstücksszene aus To Kill a Mockingbird wie einen surrealistischen Albtraum aussehen. Die Familie der 1950er Jahre ist hier die Zielscheibe. Wer den Film kennt, wird die Figuren als einen Vater, seine beiden Kinder und eine Nachbarin wiedererkennen, aber der Film verwandelt sie in eine verrückte Version der Nachkriegsfamilie. Während "Mutter" mit einem eingefrorenen Lächeln dasitzt und Vater (Gregory Peck) die Zeitung liest, steht Sonnyboy vom Tisch auf und öffnet und schließt wiederholt die Fliegengittertür. Das Zuschlagen der Tür klingt wie eine Schießerei und deutet auf eine namenlose Aggression hin, die sich irgendwo außerhalb dieses heiligen Raums des 50er-Jahre-Heims abspielt, und vielleicht auf beunruhigende Kräfte, die innerhalb dieser Familie am Werk sind. Arnolds Ausbeutung dieser Charaktere ist erbarmungslos; wie ein böser Puppenspieler wiederholt er eine Einstellung von Gregory Peck, der Worte und Wortfetzen mit lähmender Wirkung schreit, während der Sohn mit einer unbekannten Frustration hin und her zuckt und die Tochter kehlige Geräusche von sich gibt, die eine Art Roboterrhythmus erreichen.
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