Johann Lurf
Screening
Sonntag, 12.06.22
15.00 – 16.30 Uhr
AT | 1 min 20
Das Panorama einer dreigeteilten Welt. Der Kameraschwenk um 360 Grad beginnt auf einem Kinderspielplatz, führt vorbei an einer alltäglichen städtischen Szenerie - Fußgänger, Autos, Geschäfte - um am Ende wieder an seinen Ausgangspunkt zurückzukehren. Das Bildfeld ist in drei einzelne Kader unterteilt, die mit geringer Zeitverzögerung von rechts nach links aufeinander folgen. In jenem Moment also, in dem das kleine Mädchen am Spielplatz auf einer Seilbahn seine Fahrt antritt, folgt es sich in den beiden anderen und gleichzeitig zu sehenden Bildern selbst. Und wenn die Kamera nach ihrem Rundblick wieder bei ihrem ersten Bild angelangt ist, beginnt - so scheint es - alles wieder von vorne: erneut tritt das Kind seine Fahrt an. Das erste Bild ist somit zugleich das letzte - und umgekehrt.
Durch diese kleine Verstörung und Verzögerung in der Wahrnehmung erreicht Johann Lurfs verblüffend einfach konzipierter (ein Motor auf dem Kamerastativ reguliert die Geschwindigkeit des Schwenks) und dennoch reflexiv verspielter Film eine ungeahnte Wirkung: Die Bewegung der Objekte (Blätter im Wind, vorbeifahrende Autos) und Menschen (das Mädchen, Fußgänger) erfährt eine buchstäbliche Streckung in den Raum. Die Wahrnehmung ist dabei jene des Apparates, der Geschwindigkeit und Gliederung vorgibt. Mit dieser Fragmentierung des Wahrnehmungskontinuums erinnert Pan an Dietmar Offenhubers Besenbahn (2001), erscheint jedoch durch die unausweichliche Richtung der Kamerabewegung und durch seine Idee des steten Neubeginns als Miniatur einer großen filmtheoretischen Frage: Wo beginnt und endet der unendliche Fluss der Bilder? Überall, möchte man meinen, vielleicht sogar an jedem Spielplatz der Welt. (Michael Pekler)
In einem Kameraschwenk um 360 Grad, unterteilt in drei leicht verzögerte Bildfelder, vollzieht pan eine kleine, praktisch endlose Reise, um letztlich immer wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren. (Dietmar Schwärzler)
In weniger als zwei Minuten erzählt Lurf vom Kreislauf der Dinge und der für einen Atemzug angehaltenen Zeit: In einem rascher werdenden 360 Grad-Schwenk fängt er einen Kinderspielplatz und dessen Umgebung ein, ordnet sodann die Aufnahme als Triptychon mit knapper Verzögerung von links nach rechts an. Als würden Menschen, Pflanzen, Autos, ja unsere Welt, sich selbst wie ein Schatten folgen in einem endlosen Reigen von Gesten, Lichtspiel und Windbewegungen, als könnte die filmische Apparatur nicht nur Momente aufzeichnen, sondern eine ihnen innewohnende Beständigkeit behaupten. (Verena Teissl, In: Viennale Katalog, 2013)
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