Literatur-, Film- und Musikfestival im Gedenken an H. C. Artmann und die Wiener Gruppe. Mit einem Schwerpunkt auf medialen, experimentellen und interdisziplinären Formen der Sprach-, Poesie- und Filmkunst sowie Musik in Gegenwart und Vergangenheit unter besonderer Berücksichtigung avantgardistischer Bestrebungen der Wiener Gruppe.
Sprachspiel. Biennale West ist ein biennal stattfindendes Projekt des gemeinnützigen Kulturvereins Sprachspiel. Verein zur Förderung von Literatur und Kunst. Der Verein wurde 2016 von Ulrike Tauss und Norbert Pfaffenbichler gegründet und bezweckt die Förderung von Literatur und Kunst, wobei der Schwerpunkt auf medialen, experimentellen und interdisziplinären Formen liegt. Zudem sieht er eine dezentrale und nachhaltige Verortung von zeitgenössischer Kunst im Dialog mit historischen Werken vor.
Die gesellschaftspolitische, kulturelle, literarische und mediale Bildung richtet sich an kunst- und kulturinteressierte Personen jeden Alters im lokalen, nationalen wie auch internationalen Kontext. Lesungen und Filmvorführungen, Ausstellungen und Konzerte sowie Performances und Theateraufführungen, mitunter gebündelt in Festivals, dienen der Etablierung experimenteller Literatur- und Kunstformen in einem erweiterten Sinne.
Dezentrale und nachhaltige Verortung unter Anbindung an das internationale Kunstschaffen
Gesellschaftspolitische und kulturelle Bildung für den Vorort unter Einbeziehung der unmittelbaren Wohnbevölkerung und Schulen
Anerkennung des Werks H. C. Artmanns und der Wiener Gruppe
Literarische, musikalische und mediale Bildung
Sprache und Poesie im Kontext von vergangenen und gegenwärtigen Migrationsprozessen
Förderung junger AutorInnen und KomponistInnen (Literatur, Film, U- und E- Musik) im Dialog mit Artefakten der Vergangenheit
Schwerpunkt auf experimentellen, poetischen und interdisziplinären Kunstformen
Formale flexible Anpassung bei jeder biennalen Veranstaltung (Lesung, Film, Musik, Ausstellung)
Biennal
Acht-Punkte-Proklamation des poetischen Actes (1953), H. C. Artmann
2016
Motto 01. Prolog
Es gibt einen Satz, der unangreifbar ist, nämlich der, daß man Dichter sein kann, ohne auch irgendjemals ein Wort geschrieben oder gesprochen zu haben. Vorbedingung ist aber der mehr oder minder gefühlte Wunsch, poetisch handeln zu wollen. Die alogische Geste selbst kann, derart ausgeführt, zu einem Act von ausgezeichneter Schönheit, ja zum Gedicht erhoben werden. Schönheit allerdings ist ein Begriff, welcher sich hier in einem sehr geweiteten Spielraum bewegen darf.
2018
Motto 02. Act 1
Der poetische Act ist jene Dichtung, die jede Wiedergabe aus zweiter Hand ablehnt, das heißt, jede Vermittlung durch Sprache, Musik oder Schrift.
2020
Motto 03. Act 2
Der poetische Act ist Dichtung um der reinen Dichtung willen. Er ist reine Dichtung und frei von aller Ambition nach Anerkennung, Lob oder Kritik.
2022
Motto 04. Act 3
Ein poetischer Act wird vielleicht nur durch Zufall der Öffentlichkeit überliefert werden. Das jedoch ist in hundert Fällen ein einziges Mal. Er darf aus Rücksicht auf seine Schönheit und Lauterkeit erst gar nicht in der Absicht geschehen, publik zu werden, denn er ist ein Act des Herzens und der heidnischen Bescheidenheit.
2024
Motto 05. Act 4
Der poetische Act wird starkbewußt extemporiert und ist alles andere als eine bloße poetische Situation, die keineswegs des Dichters bedürfte. In eine solche könnte jeder Trottel geraten, ohne es aber jemals gewahr zu werden.
2026
Motto 06. Act 5
Der poetische Act ist die Pose in ihrer edelsten Form, frei von jeder Eitelkeit und voll heiterer Demut.
2028
Motto 07. Act 6
Zu den verehrungswürdigsten Meistern des poetischen Actes zählen wir in erster Linie den satanistisch-elegischen C. D. Nero und vor allem unseren Herrn, den philosophisch-menschlichen Don Quijote.
2030
Motto 08. Act 7
Der poetische Act ist materiell vollkommen wertlos und birgt deshalb von vornherein nie den Bazillus der Prostitution. Seine lautere Vollbringung ist schlechthin edel.
2032
Motto 09. Act 8
Der vollzogene poetische Act, in unserer Erinnerung aufgezeichnet, ist einer der wenigen Reichtümer, die wir tatsächlich unentreißbar mit uns tragen können.
2034
Motto 10. Epilog