Rosa Pock und Thomas Raab
Lesung
Freitag, 07.06.2024
19.30 Uhr
Moderation
Monika Meister
Rosa Pock legt nach zweieinhalb Jahrzehnten eine Fortsetzung ihres Prosabandes Ein Halbjahr im Leben einer Infantin vor. Journalartige Einträge wie Traumprotokolle, Mikroerzählungen oder (Selbst-)Beobachtungen rufen unsere Existenz betreffende Themen auf, die von der Philosophie heute nur noch am Rande behandelt werden. Die Dynamik des Textes resultiert aus intensivem Begehren – im ersten Teil auf einen als „Narren“ bezeichneten charismatischen Nonkonformisten konzentriert – und findet Ausdruck in stetem Neu-Ansetzen, Einsicht in die Ordnung der Dinge und Mechanismen der Sprache zu gewinnen und diese mit der Frage „Wie kann man leben?“ zu verbinden. Im Lauf der beiden „Halbjahre“ durchmisst die Infantin gleichsam als „Sprechmaschine“ einen ebenso individuellen wie universalen Denk- und Empfindungsraum zwischen Kunst, Wissenschaft und Entgrenzung. Rosa Pock gelingt in ihrem neuen Buch die Komplettierung eines grandiosen poetisch-philosophischen Werks von verblüffender Prägnanz und feinem Humor.
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Thomas Raab liest aus dem jüngsten Manuskript Jedermanns Dämon. Ein Ich-Erzähler sucht Ordnung in seinem derangierten Leben und nimmt dazu Quartier in einer Pension in einem alten Schloss im Ort Memersdorf, in der außer ihm nur noch eine Verwalterin und ein Hausdiener wohnen und arbeiten. Auch sie beide sind undeutliche Gestalten, Stellvertreter einer höheren Macht einerseits, Arbeitstier im flachen Land andererseits, und der Ich-Erzähler ist von ihnen wechselweise angezogen und abgestoßen. Erinnerungen werden ausgegraben, aber von wem stammen sie? Eine Autofiktion, die in einem Skoda beginnt und vor einem Spiegel endet, in dem sich nichts spiegelt - außer die Fiktion eines Ichs, das weder in Tat noch in Wort und Bild sich findet.