Claudia Larcher
Screening
Sonntag, 09.06.2024
17.00 Uhr
(AT 2023 | 10 min)
Was macht einen Baum zu einem Baum? Welche Form kann eine Begegnung mit ihm annehmen? Und was hat der Baum selbst mit dem, was wir sehen, zu tun? Der Film The Great Tree Piece von Claudia Larcher behandelt wichtige Fragen, die sich stellen, sobald wir beginnen, über die unendlich komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur nachzudenken. Der Film besteht aus einer einzigen Kamerafahrt von der Krone eines Baumes bis in den Untergrund, wo Humus, Pilze und Wurzeln als Weltenmacher in der Dunkelheit wirken. Die Perspektiven, die sich bei dieser Bewegung entlang des Baumes ergeben, fächern sich in vielfältiger Weise auf. Wie bei Albrecht Dürers Gemälde Das große Rasenstück, das als Inspiration für den Film diente, handelt es sich um eine Studie der Natur, die über sich selbst hinauswächst. Puzzleartige Rindenformen werden durch AI vervielfältigt, bis eine fantastische Hell-Dunkel-Landschaft entsteht, die die Materialität des Baumes offenbart. Wenn Makroaufnahmen einer Hummel bis in die einzelnen Zellen vordringen und sich der Film in eine metamorphosierende Animation mit roten Lebensflüssigkeiten und winzigen pulsierenden Formen verwandelt, beginnt man sich zu Recht zu fragen, wie vergleichbar verschiedene Lebensformen wirklich sind. Unsere offensichtliche, aber oft vergessene Verwandtschaft mit den Bäumen, die aus der Tatsache entspringt, dass wir lebendig sind, ist in The Great Tree Piece spürbar. Die Bewegungen des scheinbar Unbeweglichen werden offengelegt, während Larcher mit größter Aufmerksamkeit den Welten nachspürt, die in und unter dem vermeintlich unscheinbaren Aprikosenbaum verborgen sind. In der magischen Schlusssequenz, in der wir aus der Makroperspektive in die Baumkrone zurückkehren, werden wir Zeuge der Verkörperung der inneren Bewegung der Blätter. Ein Rascheln, Knistern und Flüstern erfüllt den Film, als ob sich das Leben selbst Gehör verschaffen würde: Vielleicht hört sich das Leben eines Baumes so an. (Ivana Miloš)
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